Es gibt wenig Themen in der Theologie, die ich so spannend finde, wie das Thema des heutigen Sonntags. Spannend, weil man nächtelang darüber diskutieren kann, spannend aber auch, weil es uns in Spannung setzt.
Es geht an diesem Sonntag um das Verhältnis zwischen eigener Leistung und Gnade, eigenem Bemühen und reinem Empfangen. Und keine Theologin und kein Theologe kommt umhin, zwischen diesen beiden Polen einen Standpunkt zu beziehen und die wirkliche Schwierigkeit liegt nun darin, die Balance zu finden, ohne auf die eine noch auf die andere Seite zu kippen.
Warum gibt es überhaupt eine Spannung? Kann ich nicht jeder Christin und jedem Christen mit gutem Gewissen empfehlen: „Müh Dich so gut du kannst und den Rest lass den lieben Gott dazugeben“.
Das ist schon ein ganz guter Rat und wir könnten uns angesichts der Flüchtlingssituation schon wünschen, das wir Christen uns noch mehr mühen würden. Dr. Michael Landau hat das in einem Interview vor einer Woche ziemlich klar gesagt, dass die Orden noch genug Luft hätten (und die Pfarrgemeinden) und dass er sich noch einiges mehr an Bereitschaft erwartet.
ABER: Es wäre ja kein spannendes Thema, wenn es hiermit schon abgeschlossen wäre.
Denn ans Kreuz haben Jesus ja nicht die Sünder und Zöllner gebracht, die sich vermeintlich oder offensichtlich keine Mühe gegeben haben, den Willen Gottes zu erfüllen, sondern ans Kreuz haben gerade diejenigen Jesus gebracht, die sich die größte Mühe gegeben haben, die Pharisäer. Doch auch im Bezug auf die Pharisäer sollten wir uns vor Verallgemeinerungen hüten, die so oft Quelle christlichen Antisemitismus waren und immer noch sind! Manchmal versuche ich mir vorzustellen, wie eine Diskussion des Pharisäers Paulus mit dem irdischen Jesus ausgesehen hätte.
Die Pharisäer als Schule, als Gruppe, – wenn Sie so wollen als Etikett oder Kategorie – sie legen ihre ganze Mühe auf die Befolgung der Gebote, d.h. die Pharisäer haben wirklich versucht, den Willen Gottes, der für sie in der Tora offenbart war, bis ins kleinste zu erfüllen.
Wahrscheinlich haben sich viele Pharisäer mehr um den Willen Gottes in ihrem Leben gekümmert als wir das tun. Aber in diesem Versuch liegen auch zwei sehr große Versuchungen. Zum einen (und man wird sagen müssen, darin halten sich die Pharisäer ganz an die Vorschriften des Buches Deuteronomium aus dem die erste Lesung war) Menschen auszuschließen, die die Heiligkeit des Volkes gefährden. Das besondere Privileg des Volkes Gottes ist die Gemeinschaft mit dem Heiligen; und das Gebot: „Sei heilig, wie ich heilig bin“, birgt sich auch eine Dynamik alle aus der Gemeinschaft temporär oder endgültig auszusondern, die diese Gemeinschaft aufgrund der eigenen Unreinheit oder Sünde gefährden. Das ist auch die Problematik die Jesus im Evangelium anspricht. Ich kann nicht meine Heiligkeit dadurch bewahren, indem ich Dinge (oder Personen) ausschließe – mich abschotte. Das Problem ist in meinem Inneren und muss von Gott erhellt werden! Und darum brauchen wir Kommunion: Gemeinschaft mit Gott, damit unser Herz erhellt wird, damit wir erkennen aus welch bitteren Wurzeln unsere Gedanken von Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft stammen. Damit Gott uns an diesen Wurzeln heilen kann. Wenn jemand sich heute den ganzen Tag überlegt hat, wie er es diesem Trottel von Arbeitskollegen heimzahlen kann, dann ist es wurscht, ob er sich vor dem Essen die Hände gewaschen hat – das versteht glaub ich jeder.
Darüber hinaus gibt es aber auch einen wesentlichen Unterschied in Jesu Verständnis von Heiligkeit: Auch für Jesus kommt alles Heilige allein von dem Heiligen aber das Reich Gottes schottet sich sozusagen nicht vor Verunreinigungen von außen ab, sondern Jesus und die von ihm ausgesandten Jünger bringen diese Gemeinschaft mit dem Heiligen gerade zu den Menschen, die die Gemeinschaft mit Gott am meisten brauchen: Die Kranken und die Sünder
Es ist die Dynamik die im dritten Kapitel des Johannes Evangeliums skizziert ist:
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat.Denn mit dem Gericht verhält es sich so: Das Licht kam in die Welt, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.
Die Zöllner und Sünder waren froh, dass das Licht zu ihnen gekommen ist, diejenigen die in der Finsternis gesessen sind, haben sehnsüchtig darauf gewartet – manche, andere haben das Licht gehasst. Schwierig wird es nun für manche der Pharisäer. Dieses Licht hat nämlich auch ihre Sünden aufgedeckt, vor denen sie selbst ihre Augen schon verschlossen hatten. Und genau diese haben das Licht dann am meisten gehasst.
Zusammenfassend: Die Gefahr bei der Betonung der Notwendigkeit der eigenen Mühe besteht zum einen darin, andere Menschen auszuschließen, ihnen den Zugang zu Gott verwehren zu wollen – große Sünde vieler Priester und Pfarrgemeinden!!! Die größere Gefahr aber besteht darin, um nicht selbst ausgeschlossen zu werden, die eigenen Sünden zu verleugnen, zu verdrängen und zu verharmlosen, beziehungsweise über die vielen kleinen Gebote, die man eingehalten hat, die wesentlichen zu übersehen.
Die größte Gefahr aber besteht darin, dass man sozusagen übersieht, dass wir alles nur aufgrund der Gnade von Gott her vermögen. D.h. um eine eigene Handlung oder die eines anderen beurteilen zu können, dürfen wir nicht nur die Handlung in sich und die Intention, aus der heraus sie geschieht, beachten, sondern müssen auch beachten, wie viel der Einzelnen und dem Einzelnen jetzt in diesem Moment möglich ist. Und wer nur für sich erkennen kann, wo er steht, der kann – so glaube ich – erst erkennen, dass ihm der nächste Schritt nur mit Gottes Hilfe möglich ist.
Damit es nicht zu theoretisch wird, will ich es mit einem Beispiel verdeutlichen: Nehmen wir an, Sie würden € 100,00 für den Kirchenraum Neu der Familienkirche Schmuckerau spenden (ich weiß auch nicht, warum ich gerade auf dieses Beispiel komme). Das erste ist also das Faktum ob Sie nichts, €10, €50 oder €100 spenden. Dann kommt die Intention hinzu. Wenn Sie die nächsten fünf Jahre allen Menschen davon erzählen, wie großzügig sie nicht gewesen sind, dann wird es wahrscheinlich einmal heißen: Sie haben Ihren Lohn schon erhalten. Zuletzt und darauf will ich ja hinaus ist aber der momentane Standpunkt bedeutsam. Es macht noch mal einen großen Unterschied ob ich Bezieher der Mindestpension bin, oder € 5.000,00 im Monat verdiene. Aber noch mehr, ob ich mir schon die gute Angewohnheit angeeignet habe, jeden Monat etwas zu spenden, oder ob ich noch nie etwas im Leben gespendet habe. Wenn jemand € 10,00 spendet, der noch nie etwas gespendet hat, dann ist ein viel größerer Schritt, als wenn jemand € 100 gibt, der Monat für Monat € 100,00 spendet. Und jetzt kommt der Punkt auf den ich heraus will. Ich glaube, wenn ich ehrlich genug mir selber gegenüber bin, dann erkenne ich, dass der nächste Schritt in Richtung Freigebigkeit und Großzügigkeit für mich genauso groß ist, egal ob ich noch nie oder jeden Monat etwas gespendet habe und dass ich daher für den nächsten Schritt genauso viel Gnade des Heiligen Geistes benötige. Das Wachsen in der Liebe (in der Tugend, in guten Werken) ist immer gleich schwer (oder wird sogar immer schwieriger). Und dann kann ich erkennen, dass ich ehrlicherweise auch nur bis hierher, wo ich gerade stehe nur aus Gnade gekommen bin. Also, wenn ich erkenne, dass ich nur aus Gnade den nächsten Schritt machen werde, dann erkenne ich auch, dass ich bis hierher nur aus Gnade gekommen bin. Die eigene Mühe hat in meinem Modell durchaus den Sinn, dass man nicht wieder zurückfällt, denn wie die Heilige Theresa von Avilla lehrt: In der Liebe (und wir können glaube ich auch Tugend einsetzen) gibt es keinen Stillstand. Entweder man wächst oder man schrumpft.
So kommen wir zum anderen Extrem: Wer sich nur auf die Gnade verlässt, der läuft natürlich Gefahr, sich auf die Gnade auszureden. Und gegen diese Gefahr wendet sich der Jakobusbrief. den wir in der zweiten Lesung gehört haben. Der Jakobusbrief ist sozusagen eine Korrektur einer falschen Paulusrezeption. Alles was Paulus über die Gnade schreibt ist wahr, aber es muss schon auch Auswirkungen in unserem Leben zeigen („Zeige mir Deinen Glauben, ohne die Werke, und ich zeige Dir meinen Glauben aufgrund der Werke“).
Zuerst hat es geheißen: „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben“ – dass wollte ich bisher entfalten, dann heißt es aber auch: „Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach; sonst betrügt ihr euch selbst.“ Wer sich also nicht bemüht, an den ist jede Gnade verschwendet und er betrügt sich selbst. Der Jakobusbrief wendet sich gegen alle, die meinen, sie könnten einfach so weiter tun. Aus dem oben bereits erwähnten Grund: Man kann nicht einfach so weiter tun, entweder man wächst oder man schrumpft. Es ist wie bei jedem Muskel in unserem Körper. Man muss sich anstrengen, nur um auf einem Niveau zu bleiben. Jeder, der im Spital gelegen ist, weiß dass: Muskeln können sehr schnell schrumpfen und die einstige Kraft wird nur mühsam wiedererlangt.
Ich würde den Rat, den ich am Anfang angesprochen habe, also leicht abwandeln:
Müh Dich ehrlich so gut es geht, das, was Du bereits kannst, zu tun und lass Dich dort von Gottes Gnade heilen, verwandeln und weiterführen, dort wo Du genauso ehrlich Deine Grenzen, Deine Ängste und Deine Bosheit erkannt hast.
Ethik statt Religion?
Was hat Jesus uns gebracht? Vor wenigen Tagen wurde mir die Frage gestellt, ob ich glaube, dass die Welt durch das Christentum eine bessere geworden sei, oder ob nicht die blutige Geschichte, die mit dem Tod des Jesus von Nazareth am Kreuz beginnt und über die Märtyrer, über die Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, Zwangsmissionierungen und Religionskriege reicht, das Gegenteil nahelegen würde.
Und gleich darauf wurde ich mit der Aussage des Dalai Lamas konfrontiert „Ethik sei wichtiger als Religion“ – ob wir uns nicht dieser These und dem Streben nach einer säkularen Ethik anschließen sollten – einer säkulare Ethik der Toleranz und Gewaltlosigkeit und des Mitgefühls, die durch Bildung und Meditation zu erreichen sei, denn so der Dalai Lama – Religion sei erworben, Ethik hingegen natürlich.
Na, wenn das so ist, dann machen wir die Kirchen doch zu. Also, wenn es die Kirche in den letzten 2.000 Jahren nicht geschafft hat, dass die Christen und Christinnen bessere Menschen werden, wozu brauchen wir sie dann überhaupt noch.
Ist es Aufgabe der Kirche, bessere Menschen heranzubilden und war es Jesu Auftrag uns eine universelle Ethik zu bringen?
Das heutige Evangelium aus dem sechsten Kapitel des Johannesevangeliums sagt meiner Meinung nach „Nein“.
Heißt das, dass Jesus nicht will, das wir ein moralisch und ethisch verantwortetes Leben führen? Natürlich heißt es das nicht. Natürlich will Jesus, dass wir als Christinnen und Christen moralisch und ethisch verantwortlich leben. Aber Jesus ist nicht gekommen, um uns eine neue Ethik zu offenbaren. Denn erstens enthalten die Evangelien wie Klaus Berger mehrfach betont keine systematische Ethik und die Lehre Jesu lässt sich auch nicht in eine solche pressen, wiewohl immer wieder versucht worden ist.
Jesus beruft sich immer auf die Tora – auf die Weisung Gottes wie sie an Israel ergangen ist. Das wichtigste Gebot ist bei Jesus so wie schon im Buch Deuteronomium die Liebe zu Gott und dem Nächsten (und sich selbst). In manchen Punkten wehrt sich Jesus gegen die Interpretationen der Pharisäer und Schriftgelehrten seiner Zeit. Nur in ganz wenigen Punkten, den sogenannten Antithesen („Ihr habt gehört … ich aber sage Euch …“), die sich nur im Evangelium nach Matthäus finden, bringt Jesus neue Gebote am prominentesten die Feindesliebe. Ich vermute, wir sind uns einig, dass diese „neuen Gebote“ die schwierigsten sind, die von den wenigsten Menschen gelebt werden (können).
Zusammenfassend: Ich glaube nicht, dass Jesus uns eine neue Ethik bringen wollte und dass das Wesen des Christseins darin bestehen könnte, eine solche Ethik zu leben. Dass heißt nicht, dass der Christ und die Christin unethisch leben sollen, ich glaube nur dass es um mehr Spielraum und Verantwortung geht (also ein umweltbewusstes Handeln darf ich von einer Christin und einem Christen am Beginn des 21. Jahrhunderts erwarten, selbst wenn Jesus nie ein Wort darüber verloren hat – verstehen Sie, was ich meine).
Darin liegt nämlich das Problem mit Geboten oder mit einer Ethik, die sich als schlichte Beachtung vorgeschriebener Gebote versteht: Da geht es dann nämlich früher oder später immer darum, was darf ich denn trotzdem tun, obwohl ich eigentlich weiß, dass es falsch ist, nur weil es nicht in den Geboten steht. Die Intention hinter den Geboten wird ausgehölt, oft sogar pervertiert (in diesem Sinne schreibt Paulus auch: Der Buchstabe töte, der Geist macht lebendig) – Es geht um den Heiligen Geist, in dem die Gebote gegeben sind und interpretiert werden wollen, nicht um die bloße, mechanische Erfüllung.
Ein letztes Argument für meine These (das Jesus keine neue Ethik gebracht hat) aus der heiligen Schrift, aus der Apostelgeschichte: Als es darum geht, die ersten Griechen (Heiden) zu taufen, stellt sich die Frage, müssen sie auch beschnitten werden und alle Gebote des Judentums halten. Und die Apostel beraten in Jerusalem (das erste Konzil) und dann entscheiden sie: Nein, die Heiden müssen nicht beschnitten werden und sie müssen nicht alle Gebote halten, sondern sich nur der Götzen und der Unzucht enthalten und weder Blut noch Ersticktes essen. Interessanterweise musste man den Heiden nicht sagen, dass sie niemanden umbringen dürfen, oder dass sie sich an die zehn Gebote halten müssen. Es scheint also schon damals vor 2.000 Jahren universale Grundregeln – im Sinne einer natürlichen Ethik gegeben zu haben. Aber vor allem will ich damit sagen, dass man den Heiden keine neue Ethik auferlegt hat, dass man darauf vertraut hat, das sie ein ethisches Leben führen können und sollen und dass der neue Weg des Jesus von Nazareth nicht in neuen Geboten, nicht in einer neuen Ethik bestanden hat.
Was hat uns Jesus aber dann gebracht, wenn er keine neuen Gebote bringen wollte?
Jesus gibt uns keine neuen Gebote, er gibt sich. Auch im Ersten Testament (im ersten Bund) ging es immer um die Gemeinschaft mit Gott. Wie muss das ganze Volk Gottes leben, damit es Gemeinschaft hat mit Gott. Damit Gott sein Angesicht über Israel leuchten lässt. Alle Gebote und Verbote haben den letzten Sinn, nicht von Gott verstoßen zu werden. Doch das Volk Gottes scheitert immer wieder – und immer wieder bietet Gott den Menschen seinen Bund an. Gott hört nicht auf, einen Neubeginn zu wagen, manchmal und auch das gehört zur schmerzlichen Geschichte Israels aber nur mit einem heiligen Rest, der an den Geboten festgehalten hat.
Und Jesus ist nicht gekommen, um neue Gebote zu bringen, er ist aber auch nicht gekommen, um die alten Gebote aufzuheben, er sagt von sich, er sei gekommen, sie zu erfüllen.
Weil Jesus ganz den Willen des Vaters erfüllt hat, weil seine ganze Existenz ausgerichtet war auf Gott, weil er nie aufgehört hat Gemeinschaft mit Gott zu haben, hat er dem Menschen nicht nur die Tore des Himmels wieder geöffnet, er hat auch die Gemeinschaft Gottes mit den Menschen in einer ganz neuen Weise begründet – in ihm, in der Eucharistie.
In der Eucharistie geht es nicht nur um Gemeinschaft, es geht auch um Verwandlung, nicht nur von Brot und Wein, sondern auch von Ihnen und mir:
Und vielleicht können Sie spüren, dass Gott Sie verwandeln will, das er Ihr Herz verwandeln will – wissen Sie, wie viele frisch gebackene Eltern – gerade auch Fernstehende – wie viele als Lesung für die Taufe ihres Kindes jene Stelle aus dem Buch Ezechiel auswählen in der es heißt: „Ich nehme das Herz von Stein aus Eurer Brust und gebe Euch ein Herz aus Fleisch“. Darum geht es, dass ist mehr als die Erfüllung noch so vieler Gebote, dass ist mehr als das Einhalten irgendeiner Ethik. Aber Gott reißt uns nicht das Herz aus der Brust – wir müssen es ihm öffnen. Und davor haben wir angst – und das, genau das ist Sünde. Nicht dass wir das Gebot gebrochen hätten oder jenes, sondern dass wir Teile unseres Herzens oder sogar unser ganzes Herz dem heilenden und verwandelnden Zugriff Gottes versperren. Und ich glaube, dass dieses Versperren des Herzens daran liegt, dass wir insgeheim auch wissen, dass diese Verwandlung leidvoll ist. Das wird nicht nur den Schmerz der Reue fühlen werden, sondern auch einen Schmerz, der vergleichbar ist mit dem,wenn eine eitrige Wunde gereinigt wird. In unserem Leben wurden uns Wunden geschlagen, wir mussten Böses und Ungerechtigkeit ertragen, vieles wurde verdrängt, konnte nicht heilen. Es muss noch einmal (vielleicht sogar öfter) gemeinsam mit Gott durchlitten und liebevoll angenommen werden, erst dann kann Heilung geschehen.
Wir können vor diesem Prozess nicht ewig davonlaufen – ich glaube, dass hat die Kirche in ihrer Lehre über den Status der Reinigung, dem Fegefeuer, erkannt.
Wenn wir jedoch bereit sind schon in diesem Leben, diesem auch leidvollen Prozess der Verwandlung unseres Herzens durch Gott zuzustimmen, dann werden wir auch schon in diesem Leben die Früchte des verwandelten Herzens erleben dürfen, in der Liebe zu Gott und den Menschen und im Leben in Fülle, von dem Jesus sagt: Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.
Zurück zur Frage: Ist Ethik wichtiger als Religion?
Ja, ich stimme mit dem Dalai Lama überein, dass es im Menschen eine „angelegte Neigung zur Liebe, Güte und Zuneigung“ gibt. Und ich glaube einem Gehirnforscher Gerhard Hüter, wenn er nicht müde wird, von Ergebnissen wissenschaftlicher Untersuchungen zu erzählen, dass bereits im Kleinkindalter der Mensch danach strebt die anderen zu unterstützen und nicht sie niederzumachen. Ich glaube nur auch mit der Lehre der Kirche, dass die menschlichen guten Neigungen beeinträchtigt sind, dass das menschliche Herz genauso Neigungen zu Hass, Erniedrigung und Verachtung kennt. Und ich weigere mich – und ich glaube im Übrigen auch nicht, dass der Dalai Lama das so sieht – zu glauben, dass es eine natürliche Feindesliebe geben kann. Diese ist nur auf einem spirituellen Weg durch Reifen und Leidensbereitschaft zu erringen. Das übersteigt, was jede Ethik zu leisten zu argumentieren vermag. Abgesehen davon, dass zwischen dem Verstehen einer Ethik und ihrem Vollzug ein sehr großer Unterschied besteht. Auch der Dalai Lama betont in der kleinen Schrift „Ethik ist wichtiger als Religion“, wie wichtig die Kultivierung dieser positiven Neigungen durch Meditation ist – er meditiere vier Stunden.
Jetzt frage ich sie aber: Wie viele Menschen kommen auch nur auf die Idee – wenn sie nur den Satz „Ethik ist wichtiger als Religion“ hören – das in diesem Konzept von Ethik auch eine spirituelle Praxis (die nämlich der Meditation) mitgemeint sein könnte? Und ich kann mir keine säkulare Meditation vorstellen, die zur Feindesliebe führt, ohne in einem metaphysischen oder religiösen Fundament ihre Wurzeln zu haben. Vereinfacht ausgedrückt: Gewaltlosigkeit ohne Spiritualität gibt es nicht – auch Ghandi war ein zutiefst religiöser Mensch. Und auch der Dalai Lama hat ein solches Fundament (man muss nur eines seiner anderen Bücher lesen) auch wenn es sich wesentlich von meinem als Christen unterscheidet.
Es kann also niemals heißen, Ethik statt Religion (und soll auch nicht heißen Religion statt Ethik), sondern nur, Ethik und Religion, ethisches Leben aufgrund christlicher Spiritualität. Taufe, Beichte, Firmung, Eucharistie und die anderen Sakramente machen ein vor Gott und den Menschen verantwortetes Leben vielfach (nicht immer!) erst möglich. Die Gemeinschaft mit dem Heiligen, heiligt den, der sich dafür öffnet.
Wenn wir also den Eindruck haben, dass die Welt nach 2.000 Jahren Christentum nicht besser geworden ist, dann liegt das meiner Meinung daran, dass es immer noch so wenig Menschen gibt, die das Vertrauen fassen, sich ganz Gott hinzugeben.
Predigt 14. Sonntag im Jahreskreis: „Das hätte ich mir nicht von Dir gedacht!“
Bevor ich anfange, möchte ich Sie einladen kurz zu reflektieren, welche Emotion die Aussage „Das hätte ich mir von Dir nicht gedacht!“ bei Ihnen auslöst. Obwohl es eine in sich neutrale Aussage ist, so wird sie doch zumeist in einem negativen, oft abwertenden Sinn gebraucht. Aber wir können Ihr eine positive Färbung geben, indem wir uns vorstellen, dass wir von einem Menschen positiv überrascht werden, vielleicht sogar von einem Menschen, mit dem wir nicht so gut auskommen.
Das heutige Evangelium fordert mich heraus, mich bewusst mit der Frage auseinanderzusetzen, ob Jesus nicht gerade bei uns Kirchengängern (ein furchtbares Wort) so wenig Ansehen besitzt wie damals in seiner Heimatstadt Nazareth. Ob also die katholischen Gemeinden nicht jener Ort geworden sind, wo Jesus keine Wunder mehr tun kann, weil wir ihn schon zu gut kennen. Die meisten von uns sind sozusagen mit ihm aufgewachsen. Unsere Großeltern unsere Eltern unsere Pfarrer und unserer Religionslehrerinnen und -lehrer haben uns schon so viel über ihn erzählt, dass wir ihn schon so gut kennen, dass wir ihm nichts mehr zutrauen. Echt!
Überlegen wir uns jedoch zuerst, was da in Nazareth eigentlich passiert ist. So wie auch wir keinen Menschen wirklich kennen (und wenn wir ehrlich sind nicht einmal uns selbst) so haben auch die Einwohner Nazareths Jesus und sich und einander nicht gekannt. Was sie an die Stelle echter Erkenntnis gesetzt haben, war ein Bild dass sie sich gemacht haben. Das ist zunächst einmal nicht nur zutiefst menschlich, sondern sogar notwendig. Mit jedem Augenblick unseres Lebens schaffen wir in unserem Gehirn Repräsentationen der Welt, die uns umgibt. Und auch wenn unser Gehirn ein unglaubliches Wunderwerk ist, so gelingt es ihm doch nicht ein Abbild zu schaffen, dass der Wirklichkeit entspricht. Wir sind darauf angewiesen zu vereinfachen. Und das ist keineswegs böse, wie gesagt, es ist sogar notwendig – aber wir machen uns viel zu selten bewusst, dass wir nur Bilder in unserem Kopf hantieren und dass diese Bilder – so wie es der Dichter Rilke ausgedrückt hat – als Wand zwischen uns und Gott, aber auch zwischen uns und der Nächsten und dem Nächsten stehen.
Es braucht schon ein „Das hätte ich mir nicht von Dir gedacht!“ um diese Wände wieder einzureißen.
Aber seien wir doch auch insofern ehrlich, dass wir es manchmal sind, die diese Wand zwischen uns und Gott ganz bewusst errichten, damit uns Gott nicht in unser Leben hineinredet. Denn dann würde unser Leben wahrscheinlich sehr schnell, sehr kompliziert werden. Ein Beispiel: So viel wir aus dem Evangelium erfahren, war Zachäus nicht verheiratet – es wird zumindest nicht erwähnt. Stellen Sie sich vor, ein Ehemann oder eine Ehefrau – von Gott berührt – kommt auf die Idee die Hälfte des Besitzes zu verschenken …
Aber es gibt nicht nur die Wand unserer Vorstellungen von Gott, sondern auch die unserer Beziehung zu Jesus.
Ich möchte Sie zu einer einfachen Übung einladen (falls Sie diese Übung nicht eh schon kennen und schon öfter gemacht haben): Geben Sie eine Antwort auf die Frage „Wer ist Jesus für mich?“
„Ein besonderer Mensch, ein Religionsgründer, jemand, der Verstanden hat, worauf es im Leben wirklich ankommt, …“ es ließen sich noch unzählige solche Antworten finden, aber mir geht es weniger um die Sachebene als um die Beziehungsebene. Drehen Sie die Fragestellung um: Achten Sie darauf, wie Sie Jesus behandeln, und dann geben Sie ihrer Beziehung zu Jesus einen Namen. Vielleicht kommen Sie drauf, dass Sie immer dann zu Jesus sprechen, wenn Sie etwas von ihm brauchen. Dann sagen Sie doch ruhig: Jesus ist mein Diener. Ist zwar nicht besonders schmeichelhaft für uns, aber wenigstens ehrlich. Und haben Sie keine Angst – Jesus hat Sie jetzt nicht plötzlich weniger lieb, nur weil Sie sich die Wahrheit eingestanden haben. Aber denken Sie daran, dass Sie eines Tages vor ihm stehen werden, und wie es Ihnen dann gehen wird, wenn Sie sehen, dass Sie ihn Ihr Leben lang so behandelt haben. Wahrscheinlich werden sie dann der fleißigste Engel im Himmel werden – auch ein Gewinn für den Himmel – darum: keine Angst.
Aber ich möchte auf ein anderes Szenario hinaus. Wir sind immer noch bei der Fragestellung, ob Jesus in unserem Leben Wunder wirken kann. Nehmen wir an, Sie sagen: Jesus ist mein Freund. Dann möchte ich, dass Sie in einem zweiten Schritt ihre Beziehungen zu anderen Menschen genau unter die Lupe nehmen. Sie könnten zum Beispiel darauf kommen, dass Sie vor den meisten Freunden nicht ehrlich sind, dass Sie besser erscheinen wollen, als Sie sind. Wenn Sie aber vor Ihren Freunden keine Fehler eingestehen können, werden Sie es dann vor Ihrem Freund Jesus tun können? Aber damit Jesus Sie von Ihren Fehlern befreien kann und Sie in Ihren Fehlern stützt, müssen Sie diese vor ihm offen legen und ihn um Hilfe bitten. Oder vielleicht kommen Sie darauf, dass Sie sich von Ihren Freunden nichts sagen lassen. Wie wahrscheinlich ist es dann, dass Sie sich von Jesus etwas sagen lassen werden?
Im Übrigen ist es für meine Überlegungen egal, mit welchem Begriff Sie Ihr Verhältnis zu Jesus beschreiben, denn alle haben Ihre Defizite und nur das möchte ich heute ins Bewusstsein heben. Nehmen wir an, Sie sagen zu Jesus so wie Thomas: „Mein Herr und mein Gott“. Dass habe ich in meiner jugendlichen Begeisterung gerne gesagt (und auch aus tiefsten Herzen) – aber ich hatte in meinem Leben nie einen Herren, was habe ich damit dann gemeint? Damit will ich mich selbst nicht schlecht machen, hoffentlich ist es der tiefen Sehnsucht entsprungen, Jesus wirklich zum Herrn meines Lebens zu machen. Mit meinen vierzig Jahren bekenne ich, dass Gott in meinem Leben immer sehr barmherzig mit mir umgegangen ist. Ich habe den barmherzigen Vater erfahren.
Alle bisher gemachten Überlegungen haben den Sinn uns bewusst zu machen, dass wir uns neu öffnen müssen, wenn wir Gottes Wunder in unserer Welt und in unserem Leben erfahren wollen. Das ist keine Einladung, dass ist eine Aufforderung, denn …
… wenn wir das Evangelium lesen, dann fällt uns auf, dass es einen festen Glauben braucht, damit Gott in das Leben des Menschen eingreift. Dabei kommt es weniger darauf an, dass der/die Empfänger/in der Gnade der/die Bittstellerin ist, sondern dass es Menschen gibt, die an die heilenden Kraft Jesu glauben. Natürlich sind es in vielen Stellen des Evangeliums Menschen, die voll Glaube um Heilung für sich bitten, aber es ist nicht immer so: Denken wir an den Synagogenvorsteher Jairus, der um die Heilung seiner Tochter gebeten hat, oder an den Hauptmann, der für seinen Diener/Sklaven um Heilung bittet. Oder denken wir an die Heilung des Gelähmten. Bei Mk 2,3-5 steht geschrieben:
Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen (die Decke) durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!
Es heißt ausdrücklich: „Als Jesus ihren Glauben sah“ und nicht „Als Jesus seinen Glauben sah“.
Und auch im Evangelium vom vergangenen Sonntag kommt für mich in doppelter Weise zum Ausdruck, wie wichtig eine Atmosphäre des Glaubens für die Heilungen Jesu ist. Die blutflüssige Frau, die den Saum des Gewandes berührt, sie bewegt sich in einer Menge, die Jesus zutraut, die Tochter des Synagogenvorstehers zu heilen. Und in dieser Atmosphäre fasst sie den Mut, Jesus zu berühren und wird geheilt (aufgrund ihres Glaubens, wie Jesus betont). Als aber die Nachricht vom Tod des Mädchens bekannt wird, verlässt die Menge der Glaube an die heilende Macht Jesu – soweit, dass sie ihn sogar auslachen. Und Jesus schickt sie hinaus, er kann diese Atmosphäre des Unglaubens nicht brauchen. Und auch heute war es die Atmosphäre des Unglaubens, aufgrund derer Jesus nur wenige heilen konnte.
Wenn wir einmal sagen wollen: „Das hätte ich mir nicht (von dir) gedacht!“, weil wir Zeugen eines Wunder Gottes geworden sind, dann müssen wir damit beginnen, eine Atmosphäre des Glaubens zu schaffen, in der es für Jesus möglich wird, seine Wunder zu vollbringen. Und dass ist nicht nur Aufgabe jeder Einzelnen und jedes Einzelnen, sondern auch jeder christlichen Gemeinde zusammen. In unseren Gottesdiensten soll spürbar werden: Da sind Menschen zusammengekommen, die trauen Gott zu, in ihrem Leben Wunder zu wirken.
Gelobt sei Jesus Christus!
Eucharistische Anbetung ist nicht eine Gebetsform, sondern die Bereitschaft sich bewusst in die Gegenwart Gottes zu stellen.
Vor dem ausgesetzten Allerheiligsten – welches so heißt, weil die Eucharistie (in einer Monstranz) aus dem Tabernakel herausgenommen wird, oder die Türen des Tabernakel zumindest geöffnet werden, und sich Gott unseren Blicken „aussetzt“ – komme ich zu mir.
Ich kann in Stille verweilen, ein Wort aus der Heiligen Schrift meditieren oder einfach nur wiederholend durchkauen, das Jesusgebet (Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, erbarme Dich unser) immerfort wiederholen, oder einfach nur da sein mit all den Sorgen und Nöten die mir durch den Kopf schwirren und alles vor Gott aussprechen im Vertrauen, dass er mich hört uns erhört.
So lerne ich schrittweise mich vor dem ausgesetzten Allerheiligsten dem Blick Gottes „auszusetzen“:
Vom Pfarrer von Ars wird erzählt, dass er ein Mitglied seiner Pfarrgemeinde immer wieder in der Kirche (stundenlang!) sitzen gesehen hat. Eines Tages sprach er den Bauern hat, was er da tut und der Mann gab ihm zur Antwort: „Er sieht mich an und ich sehe ihn an“.
Wer es ausprobiert hat, weiß, dass die Betrachtung (eines Wortes aus der heiligen Schrift Anmerkung TK) nirgends fruchtbarer gemacht wird als vor dem Tabernakel. Es ist ja jedem bekannt, dass dieselbe Sache zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Umständen ganz verschieden wirkt. Man hat ein Schriftwort hundertmal gelesen, gehört und gesagt, auch in gewissem Sinn verstanden, aber es ist nicht ins Innere eingedrungen – […]. Aber plötzlich einmal dringt es durch und wird zum blitzartig aufstrahlendem Licht, das hineinleuchtet in die Geheimnisse des Glaubens und den eigenen Lebenspfad erhellt. Und das ereignet sich am häufigsten in der Nähe des eucharistischen Heilands.
Wer ihn aufsucht und ihm die Seele öffnet, sie ihm gleichsam als bildsames Material in die Hände legt, dem formt er selbst sie. Er öffnet die Augen des Geistes, so dass sie hellsichtig werden für das, was geschrieben steht, und die Ohren, dass sie es vernehmen, und die Lippen, dass sie es künden können […].
gefunden in: Marianne Schlosser (Hrsg.), GEHEIMNISVOLLE GEGENWART.Eucharistische Gebete, 2013, St. Ottilien
eine Geschichte:
Mein Gott – wenn da morgige Tag scho vorbei war
ich soll bei an großen Fest eine Rede halten
Ich soll erzählen, wie aus mein klan Bub
dieser berühmte Schriftsteller geworden ist, der Jung und Alt begeistert
und aus sein Buach soll ich auch etwas vorlesen.
Geh Pepi – tua da nix an – les afoch vua
De Leit werdns scho vastehn
Natialich – so gingats a – es tät kan stean – oba …
Oba – was machast Du, wenn dei Tochta – sogn ma-
a begnadete Malerin ist – und du a paar Bilder von Ihr herzeigen sollst
Pickst Du die mit an Tixo irgendwo an die Wand, wuascht obs duat dunkel is
Naaa – da mochat I es so wie in ana Galerie:
Da wird für jedes Bild zuerst amoi an schöner Rahmen gsucht
Der die Bedeutung des Bildes für jedermann spürbar macht
Weil nur etwas Besonderes kriegt an Besonderen Rahmen
Dann wird die Beleuchtung so eingestellt, dass jede noch so feine Farb gut zum sehn is.
Erst dann gspiat ma die Kraft und die Wirkung von dem Bild
Mhm, DU tätst die oiso scho bemühn,
und I soit afoch nur irgendwie vualesn
NA – so hab I´s ned gmant
Oba hast scho recht
wenn a hoher Gast zu Besuch kommt – wird da Tisch ja auch feierlich gedeckt
Mia tätn uns aussaputzn, frisiern, fein oziagn
Und hoid was Bsonderes draus mochn
Und drum wer I mi bemühn fia mein Buam
jedes Woat auf da Zungan zagehn lassen
und a dran arbeitn – daß I schön reden kann
Daß mei Stimm guat klingt – weu waßt eh
Die Stimme macht die Stimmung – ma is guat gestimmt
Du söba fühlst di guat, wenn du guat reden kannst
wie wenn ma gut Schifoan kann
Und di Leid solln spian – was fia a toller Schriftsteller unser Bua wordn is
Hast recht Pepi – vo söba geht gor nix –
Schau halt, daß Du des Buach von dein Buam soo guat vorlesen kannst
Daß die Leid dir gern zuahörn und vielleicht soga a oft späta no dran denken
Wia scheen des woa und wos die Bua alles Gscheites gschriebn hat.
Wär des ned schön, wenn wir heute – so wie die Jünger damals – erzählen von unserem großen Freund Jesus – uns so lebendig wie damals uns an alle seine wunderbaren Geschichten und Erlebnisse erinnern, daß er – wie bei Erzählungen über einen verstorbenen Freund – wieder auch heute da ist mit all seiner Weisheit und Kraft.
(c) Peter Culk, 2014
Johannes Chrysostomus († 407) Aus einer Auslegung zum ersten Brief an Timotheus. Mahnung zu einem Leben im Licht Leuchtet wie Lichter in der dunklen Welt sagt der Apostel. Darum hat er uns hier zurückgelassen,
damit sie davon Gewinn haben und damit wir so Samenkörner werden und viele Frucht bringen. |
![]()
|
Man brauchte so etwas nicht zu sagen, wenn unser Leben wirklich leuchtete.
Es brauchte keine Belehrungen, wenn wir Taten sprechen ließen.
Es gäbe keine Heiden, wenn wir wahre Christen wären, wenn wir die Gebote Christi hielten, wenn wir Unrecht und Benachteiligung ertrügen, wenn wir Beschimpfung mit Segen und Böses mit Gutem vergälten.
Niemand wäre dann so empfindlich, dass er nicht alsbald die wahre Religion annähme, wenn wir alle so lebten.
Aber
- dem Geld huldigen wir genau wie sie, ja noch mehr als sie.
- Vor dem Tod haben wir Angst wie sie.
- Armut fürchten wir wie sie,
- Krankheit ertragen wir schwerer als sie.
- Ehren und hohe Stellungen erstreben wir genauso wie sie,
- und ebenso wie sie plagt uns der Geiz.
Wie sollen sie vom Glauben überzeugt werden?
Durch Wunderzeichen? Wunder geschehen nicht mehr.
Durch unser Verhalten? Das aber ist schlecht.
Durch Liebe? Keine Spur davon ist zu sehen.
Darum werden wir auch einst nicht nur über unsre Sünden, sondern auch über den Schaden Rechenschaft ablegen müssen, den wir angerichtet haben.
Kommen wir doch endlich zur Vernunft! Wachen wir auf! Geben wir ein Beispiel himmlischen Lebens auf der Erde
Unsere Heimat ist im Himmel.
Ich glaube an die Familie
Ich glaube an die Familie – und daran, dass sie eine der tollsten Ideen Gottes ist!
Ich glaube, dass sie mehr ist als ein Zweckverband, eine Ess- und Schlafstelle, oder der Platz, wo der DVD-Recorder steht.
Ich glaube, dass wir alle erst mühsam lernen müssen, das Wort „Familie“ zu buchstabieren:
das „F“ könnte für Fürsorge stehen, und das „A“ für Angenommensein, das „M“ könnte Menschwerdung heißen und das „I“ steht für immer, das „L“ heißt Lebensversicherung, die man füreinander eingeht und die unbezahlbar ist, das „E“ schließlich steht für Erneuerung, denn allzu leicht schlägt der Alltag seine Zelte auf in den Wüsten der Gewohnheit.
Ich glaube, dass die Familie eine Schule der Zärtlichkeit ist, eine Schule des Teilens und des Mitteilens, eine Schule ohne Noten und Strafe und eine Schule, in der jeder von jedem lernen kann.
Ich glaube an die Familie, die nicht versucht, eine heile Welt vorzuspielen, sondern die es ernst meint mit der Weitergabe all jener Dinge, die heilig sind -die also heilen können – wie die Geborgenheit und das Vertrauen, und die festigen können mit dem gemeinsamen Feiern von Festen.
Ich glaube an die Familie, die der erste Platz ist, wo man Gott auf die Spur und den Menschen auf die Schliche kommt, die ein Platz ist, wo man den Familienkrach vergisst, weil die Frohbotschaft Hand und Fuß bekommt, und die ein Ort ist, der es begreiflich macht, warum wir immer vom Hl. Geist und von Gott als Vater reden.
Ich glaube an die Kleinfamilie, solange das Auskommen miteinander größer geschrieben wird als das Einkommen, und solange die Liebe großgeschrieben wird, denn dann wird der Reichtum Gottes Wirklichkeit – jetzt und unvollkommen in der eigenen Familie, dann und vollkommen in der Großfamilie Gottes.
VerfasserIn unbekannt – mit Dank an Brigitta Hazak