Es mag niemand mehr überraschen, wenn nicht nur der Messbesuch zurückgeht, sondern auch alle anderen Formen gemeinschaftlichen Gebets verdunsten. Auch der Kreuzweg ist davon bedroht zu verschwinden, weil niemand mehr da ist, der ihn beten will. Dabei konfrontieren wir uns im Kreuzweg nicht mit einer Geschichte von vor 2000 Jahren, sondern mit dem menschlichen Leben, Leiden und Schuldig-Werden heute. Der Kreuzweg hält uns einen Spiegel vor und fordert uns auf, Stellung zu beziehen zum Leid in der Welt, denn im Kreuzweg begegnet uns die ganze Bandbreite menschlichen Verhaltens: Niedertracht und Hohn, Brutalität und Verachtung, Verzweiflung und Ohnmacht, aber auch Hilfsbereitschaft und Mitleid. Vielleicht lernen wir erst dann wieder den Kreuzweg beten, wenn wir erkennen, dass wir es sind, denen wir am Kreuzweg begegnen. In der Person Jesu, des Christus, der unser Leid mit dem seinen auf ewig verbunden hat, der unser Leid mitfühlen kann, und der sich mit den Opfern aller Zeiten solidarisiert hat; in Maria, die ohnmächtig am Schicksal ihres Kindes teilhaben muss; in Veronika, die zu einer kleinen Tat der Nächstenliebe bereit ist, auch wenn die Tat im Verhältnis zum Leid nur wie ein Tropfen auf dem heißen Stein wirkt, blieb Veronika unvergessen; in Simon von Cyrene, der gezwungenermaßen hilft, aber eben doch hilft. Aber leider begegnen wir uns auch in den Zuschauern, die die Soldaten anfeuern und im Namen der Gerechtigkeit das Quälen eines „Schuldigen“ befürworten. Und auch in denen, die den menschgewordenen Gott – der die Liebe selbst ist – ans Kreuz gebracht haben, ja, ihn ans Kreuz schlagen, weil sie mit der Gewalt bei sich kein Ende machen, sondern sie weitergeben.
Jesus Christus hat uns gezeigt, wie man die Spirale der Gewalt aufhält, indem man sie auf sich nimmt und nicht zurück- oder weitergibt. Seine absolute Bereitschaft zum Gewaltverzicht brachte ihm seinem Tod ein, aber erst durch diesen Tod kam neues, ewiges Leben in die Welt. Und so halten wir uns nicht nur Jesu Leid vor Augen, sondern auch seine Liebe zum Menschen, die immer neu sagt: Ich will Dich erlösen!
Auch zeigen in der unterschiedlichen Gestaltung des Kreuzweg die verschiedenen Gruppierungen in unserer Pfarrgemeinde, wie sie je neu mit dem Thema des ungerechten Leids umgehen und wie sie sich ebenso je neu der Liebestat Gottes erinnern.
Die Kreuzwege der Fastenzeit sind immer freitags um 18 Uhr 30 und werden gestaltet von:
7. März Bibelrunde
14. März Senioren
21. März Familien / Musik
28. März Firmlinge
4. April Frauenrunde
11. April KAB